Child Rights Focus Means Far-seeing.


„Diese Hilfsaktion ist ein Beispiel für Kooperation par excellence und macht Hoffnung für weitere Erfolge der Kosovo-mission.“
 
„Rettet Arifes Leben“
 
So könnte die Parole einer derzeit laufenden Hilfsaktion für ein kleines kosovo-albanisches Mädchen aus dem Bereich der MNB Süd lauten. Bemerkerns-wert: die Zusammenarbeit internationaler, militärischer wie ziviler Organisationen auf zwei Kontinenten. Ein Gebirge von bürokratischen und unvorhergesehenen Hindernissen, den kosovarischen Bergen gleich, war zu bewältigen. Und es hat doch geklappt.
 
Arife Zejna and her father Am 5. Februar feierte Arife ihren 7. Geburtstag und würde ohne chirurgischen Eingriff ihren nächsten mit Sicherheit nicht erleben. Ein schwerer Herzfehler belastet ihren ohnehin schwachen Körper. Besonders zwei deutschen Soldaten ließ das keine Ruhe. Für den Führer des CIMIC-Trupps 2, Kapitänleutnant Andreas Papke und den stellvertretenden LdP, Oberleutnant zur See Thorsten Pütger wird die Rettung von Arife wirklich zu einer Herzens-angelegenheit neben den üblichen Dienstbelastungen. Ziel ist, das Mädchen in einer Spezialklinik in den Vereinigten Staaten operieren zu lassen. Der komplizierte Eingriff kann weder im Krankenhaus Prizren noch im hochmodernen, deutschen Feldlazarett gemacht werden. Auf der wöchentlichen Klinikkonferenz beider Insti-tutionen war die Diagnose für Arife diskutiert worden. Aber im Kosovo kann es keine Rettung für sie geben.
 
Durch den Kontakt des Feldlazaretts zu einer internationalen Hilfsorganisation konnte für Arife ein Platz in einer Klinik in New York gefunden werden.
 
Am 2. März stand der Operationstermin für den 28. Mai fest. Das große Problem nun: der Flug zur New Yorker Spezialklinik. Der Verbindungs-arzt des Feldlazaretts, Flottillenarzt Dr. Leonhardt, schaltete seinen Kameraden, den “Kaleu”, ein. Papke fuhr mit seinem CIMIC-Wolf in das eine Stunde vom Feldlager entfernte Dörfchen Glavica, nahm ersten Kontakt zur Familie Arifes auf. In dem völlig unmöblierten kleinen Haus traf er den 60-jährigen, invaliden Vater und die vom Krieg traumatisierte Mutter. Der Marineoffizier handelte sofort und umsichtig: In Zusammenarbeit mit UNMIK und dem amerikanischen Konsulat konnte er die Klippen der umfangreichen Passanträge und langwierigen Visaformalitäten schnell umschiffen. Mit Hilfe seines persönlichen E-mail-accounts stand er mit den Hilfsorganisationen im ständigen Austausch. Er kontaktet den US-Major Otto A. Busher von der Task Force Falcon, der sich um eine Begleitperson für Arife und einen Mitflug in einer Militärmaschine kümmern sollte. Aber ein Rückschlag des Unternehmens drohte: Aufgrund sehr hohen Transportaufkommens kann die amerikanische Air Force keine Kapazitäten aufbringen und die Kosten eines Zivilfluges betragen 1690 Euro - astronomisch hoch für die bitterarmen, vom Krieg gezeichneten Eltern.
 
Papke sprach mit Oberleutnant zur See Thorsten Pütger, dessen soziale Kompetenz er besonders schätzt. Der stellvertretende LdP wusste Rat. Unterstützten die Soldaten in Prizren doch durch den Kauf der vom PIZ herausgebrachten Foto- und Video-CD`s zur Erinnerung an das 4. Kontingent, mit 1,40 Euro vom Verkaufspreis, humanitäre Maßnahmen. Auch dem Chef des PIZ, Oberstleutnant Klaus Geier, war klar, dass ein besserer Verwendungszweck nicht zu finden sei und gab die Spendengelder frei. Unterdessen kümmerte sich Pütger nun persönlich um eine Begleitperson für die kleine Arife. Zu suchen war nach US Soldaten, sowohl kinderlieb wie vertrauensvoll und der Muttersprache Arifes mächtig. Recherchen und Meetings mussten gemacht werden. Endlich fand Pütger mit Hilfe von Major Busher in dem 32-jährigen US-Captain Jared Cleary den richtigen Mann.
 
Mittlerweile schon zu Freunden der kleinen Arife geworden, machten sich die beiden deutschen Sailors, diesmal mit Flugtickets in der Tasche, wieder auf nach Glavica. Mit dabei war Jared Cleary und schenkte dem Mädchen beim Kennenlernen einen knuddeligen Army-Stoffteddy. Beide verstanden sich auf Anhieb. Alles war arrangiert, Vormundschaftsangelegenheiten und Haftungsausschluß geklärt, als am Abend vor dem lebensrettenden Flug die Airline ihre noch ausstehende Entscheidung mitteilte, dass Arife nur in Begleitung eines Arztes nach New York fliegen darf. Alles umsonst? Der große Scherbenhaufen, wie der Kommandeur des CIMIC-Bataillons, Oberst Peter Graf die Situation treffend nannte. Aber noch ist für Presse und CIMIC nichts verloren. KaLeu Papke telefoniert mit einer Mitarbeiterin einer Hilfsorganisation. Ihr Bruder ist Arzt in Jakova, besitzt ein gültiges Visum und hat Dienstfrei. Volltreffer! Innerhalb weniger Stunden ist alles geklärt. Arife startet am Samstag, den 18. Mai 2002, in Begleitung dieses Arztes von Pristina in die USA.
 
Diese Hilfsaktion ist ein Beispiel für Kooperation par excellence und macht Hoffnung für weitere Erfolge der Kosovo-mission*. Hand in Hand haben hier FLaz, PIZ und CIMIC gearbeitet, gemeinsam mit Dienststellen des amerikanischen Nato-Partners und dessen ziviler Administration sowie UNMIK. Auch die Kooperation mit fremden Hilfsorgaqnisationen passte. Gerade als CIMIC-Mann weiss Kapitänleutnant Papke das zu schätzen: „Ein 'Geht nicht' gibt es nicht, wenn alle im Boot in die selbe Richtung pullen!“ Sein besonderer Dank geht an die Soldaten des 4. Kontingents, die durch den Kauf der Erinnerungs-CD-ROM so einen ganz konkreten Erfolg erst ermöglicht haben. Noch vor Redaktionsschluss erreichte uns die erste Rückmeldung aus den USA. Arife hat den Flug gut überstanden. Ihr USA-Aufenthalt kann im Internet mitverfolgt werden. Die Hilfsorganisation berichtet unter der Adresse: www.boes.org/actions/arife.html
 
Text & Photo by NATO/KFOR, May 2002. Writer, Holger Schwill. Photographer, Kaiser.
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* A follow-up seven months later, example on KFOR's Child Rights activities within the framework of the Kosovo mission. Link to be opened in new window.